Donnerstag, 29. Januar 2015

moSports - Bundesligavorschau

Sind die Bayern noch aufzuhalten?

Gibt es wieder einen Frühjahrsmeister? Ist die Meisterschaft schon wieder im März entschieden, oder straucheln die Über-Bayern doch noch? Diese Fragen werden sich alle Fans, mit Ausnahme der des Rekordmeisters, vor dem morgigen Bundesliga-Rückrundenstart sicherlich stellen. Wir von moSports möchten die Vorfreude darauf ein wenig anheizen und eine kleine Vorausschau auf den 18. Spieltag liefern:

Ehre, wem Ehre gebührt! Wie am ersten Spieltag einer Saison, so auch beim Rückrundenstart hat der amtierende Meister das Vorrecht auf das erste Spiel.

VfL Wolfsburg - FC Bayern München

Das Spiel steht sicherlich noch unter den Eindrücken des tragischen Unfalltods von Junior Malanda. Man wird sehen, wie die "Wölfe" damit umgehen können. Eventuell ist diese Tragödie aber auch ein zusätzlicher Motivationschub für die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking, da sie gerade für Malanda den Sieg holen möchte. Die Bundesliga hätte höchstwahrscheinlich nichts dagegen. Wie in allen anderen Stadien auch wird es zu Beginn eine Schweigeminute geben. Die Bayern haben eine positive Vorbereitung hinter sich. Mit zuletzt einem souveränen 5:1-Erfolg beim VfL Bochum. Die verletzten Spieler kommen so langsam zurück, so dass die Qualität sogar noch zunehmen wird. Selbst Pep Guardiola geht davon aus, dass die Mannschaft noch Steigerungspotenzial hat. Sollte das zutreffen, dann müsste der Konkurrenz angst und bange werden. Denn wenn man schon jetzt 11 Vorsprung hat (Bundesliga-Rekord nach der Hinrunde), wo soll dass dann noch hinführen. Klingt fast wie eine Drohung an die Konkurrenz. Bei einem weiteren Sieg und dann 14 Punkten Vorsprung sollte der Käse dann endgültig gegessen sein. Obwohl, die meisten Trainer und Verantwortlichen der Bundesliga-Clubs sehen den VfL Wolfsburg als ersten Bayern-Jäger. Wir werden sehen, wie sie mit dieser Rolle zurecht kommen. Tendenz: Unentschieden

VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach

Für die Stuttgarter als Tabellen-15. muss die Devise sein, möglichst von Beginn an, Punkte, die man sich in der Vorrunde zum Teil leichtfertig noch aus der Hand hat nehmen lassen,  sich zurückzuholen. Nur Dank der minimal besseren Tordifferenz hat man oberhalb der Abstiegsränge überwintert. Gespannt dürfte man sein, ob und wie schnell der Nachfolger vom zurückgetretenen Armin Veh, Huub Stevens den Bock umstoßen kann. Ob das mit dem Punktesammeln gleich gegen die starken Gladbacher funktioniert, wird man sehen. Auch wenn die "Fohlen" in den letzten Vorrundenspielen einige Punkte noch haben liegen lassen, sind sie der Favorit. Zum direkten Champions-League-Quali-Platz fehlt schließlich auch nur ein Punkt. Tendenz: Sieg Mönchengladbach

FC Schalke 04 - Hannover 96

Auch der FC Schalke hat trotz immer wieder auftretenden Unruhen in den eigenen Reihen - mit u.a. Trainerwechsel von Jens Keller zu Roberto Di Matteo - nur einen Punkt  Rückstand auf den dritten Platz. Die Champions-League ist also auch für die "Königsblauen" in unmittelbarer Sichtweite. Die "96er" haben in der Fremde in dieser Saison nur zwei Siege holen können und sind schon seit Jahren auswärts kein Schreckgespenst. Schalke will  oben dran bleiben und steht in der Heimtabelle mit 5 Siegen, 3 Unentschieden und nur einer Niederlage auf Platz 4 in diesem Ranking. Tendenz: Sieg Schalke

SC Freiburg - Eintracht Frankfurt

Als Tabellen-Letzter müssen die Breisgauer von Beginn an natürlich Gas geben. Die Plätze davor sind in Reichweite. Bei einem guten Start könnte man sich schnell in eine konfortablere Situation bringen. Die Vorrunde der Freiburger war geprägt von vielen Last-Minute-Punktverlusten. Das sollte jetzt möglichst vermieden werden. Die Hessen kommen allerdings mit breiter Brust in den Schwarzwald. Als aktuell Tabellen-9. haben sie eine sehr akzeptable Vorrunde gespielt und stellen mit Alex Meier den besten Torschützen der Hinrunde. Tendenz: Unentschieden

Hamburger SV - 1. FC Köln

Man kann sich nie sicher sein, was wann bei der "Wundertüte" HSV bekommt. Die Fans müssen sehr leidensfähig sein und das schon seit Jahren. Mit nur drei Siegen, aber auch drei Niederlagen dokumentieren die Hanseaten ihre Inkonstanz vor heimischen Publikum. Vielleicht motiviert die Spieler der Norddeutschen ja die Tatsache, dass mit Beginn der kommenden Saison die Spielstätte, die seit 1999 so oft umbenannt wurde, wieder Volksparkstadion heißen wird. Eine Reminiszenz an eine ruhmreichere Vergangenheit. Die auswärtsstarken Kölner (2. in der Auswärtstabelle) werden sicherlich versuchen, ihre gute Bilanz weiter aufzupolieren. Da sie zuhause mit bisher nur einem Sieg große Probleme haben, fühlen sie sich offensichtlich auswärts wohler. Der respektable 11. Platz nach der Vorrunde wurde erster Linie auswärts sicher gestellt. Tendenz: Sieg Köln

Mainz 05 - SC Paderborn 07

Ohne Zweifel gehören die Ostwestfalen zu den positiven Überraschungen der Vorrunde. Sie galten eigentlich von Anfang an als klarster Abstiegskandidat, haben sich aber mit Platz 10 nach der Vorrunde bravourös geschlagen. Immer wieder fragte man sich, wann gehen die Kräfte beim Aufsteiger zur Neige? Dies sollte aber nicht passieren. Kompliment an den SCP. Die Mainzer haben nach gutem Beginn, auch bedingt durch Verletzungspech, nachgelassen und rangieren aktuell auf dem 12. Platz. Die Mannschaft aus der Karnevalshochburg hat aber deutlich mehr Potenzial. Nur, um in die Spur zu kommen, müssen auch die Spiele zuhause gewonnen werden. Nur zwei Siege konnten in der Vorrunde im heimischen Stadion eingefahren werden. Deutlich zu wenig für die eigenen Ansprüche. Tendenz: Unentschieden

Bayer 04 Leverkusen - Borussia Dortmund

Wenn wir beim SC Paderborn von der wohl größten positiven Überraschung der Vorrunde sprechen, müssen wir bei der Borussia aus Dortmund von der größten Negativ-Überraschung der Hinserie reden. Der vorletzte Platz, also ein direkter Abstiegsplatz, dokumentiert die schlechteste Hinrunde der Vereinsgeschichte. Mit gerade mal 4 Siegen aus 17 Spielen muss man von einer sportlichen Katastrophe sprechen. Kann Borussia also Abstiegskampf. Die Spieler und die Verantwortlichen müssen sich damit auseinandersetzen. Eigentlich für alle unglaublich, dass eine Mannschaft mit diesen spielerischen Möglichkeiten da unten steht. Aber, die Tabelle lügt nicht. Die Abstände zu den sicheren Plätzen sind nicht besonders groß, aber Dortmund muss dann jetzt auch los legen. Nur ein Sieg auswärts bsiher ist deutlich zu wenig. Eine erneute Niederlage könnte fatale Wirkung auf den weiteren Verlauf haben. Leverkusen wird alles daran setzen, den direkten Quali-Platz für die Champions-League zu sichern. Mit nur einem Punkt Vorsprung auf die Verfolger aus Gladbach, Schalke und Augsburg darf man sich keine Nachlässigkeiten leisten. Die Truppe von Trainer Roger Schmitt ist zudem zuhause noch ungeschlagen. Das will man sich von der Borussia sicherlich nicht durchkreuzen lassen. Da Rudi Völler die Meisterschaft bereits schon lange abgeschrieben hat, wird man sich auf dieses Ziel stark fokussieren. Tendenz: Sieg Leverkusen

Werder Bremen - Hertha BSC

Mit dem Sieg am letzten Vorrunden-Spieltag gegen Borussia Dortmund konnte der SV Werder zumindest mit einen positiven Gefühl in die Winterpause gehen. Ansonsten ist die Vorrunde mit Platz 16 nicht besonders rosig gelaufen. Der gewünschte Schub durch den Trainerwechsel hat sich bislang nicht wirklich gezeigt. Die 39 Gegentore bedeuten darüber hinaus Liga-Negativ-Wert. Hertha BSC hat im Laufe der Vorrunde auch eine Berg- und Talfahrt erlebt. Platz 13 ist mit Sicherheit nicht das, was man sich in der Hauptstadt vorgestellt hat. Auch die namhafte Neuverpflichtung Salomon Kalou konnte daran nichts ändern. Auswärts hat die alte Dame allerdings keine großen Bäume ausgerissen. Nur ein Sieg und fünf Niederlagen sprechen eine deutliche Sprache. Tendenz: Sieg Werder Bremen

FC Augsburg - 1899 Hoffenheim

Der FC Augsburg ist ebenfalls zu den positiven Überraschungen der Hinrunde zu zählen. Mit 27 Punkten liegt der FCA nur einen Punkt hinter einem direkten Champions-League-Platz. Wenn man das den Verantwortlichen aus der Puppenspieler-Stadt vor der Saison gesagt hätte, hätte diese eher ungläubig geschaut. Gute Arbeit wird letztendlich belohnt. Unaufgeregt hat man ich mit Trainer, Management und Präsidium in diese unerwartete Situation hineingespielt. Kompliment auch hier. Da ist was zusammengewachsen. Auch Hoffenheim ist mit 26 Punkten und Platz 7 voll im Soll und hat ebenfalls direkten Kontakt zu den Fleischtöpfen der Liga. Besonders in der Defensive hat man sich im Vergleich zur letzten Saison deutlich verbessert. Auch auswärts ist 1899 ein unangenehmer Gegner, fünf von acht Spielen wurden nicht verloren. Allerdings ist Augsburg mit sechs Siegen aus acht Spielen ein sehr heimstarkes Team und rangiert immerhin auf Platz fünf in dieser Wertung. Tendenz: Sieg Augsburg


 



 



Montag, 26. Januar 2015

Australian Open - Desaster für den deutschen Tennissport

Mit Julia Görges ist die letzte deutsche Hoffnung erloschen. Nach einer deutlichen 3:6 und 2:6 Niederlage im Achtelfinale gegen die Russin Makarowa sind somit alle 17 an den Start gegangenen deutschen Spielerinnen und Spieler ausgeschieden. Nach den US Open 2014 stehen damit beim zweiten Grand Slam Turnier hintereinander keine deutschen Spieler mehr in der zweiten Woche im Wettbewerb. Benjamin Becker war als bester deutscher Spieler bei den Herren in der dritten Runde am Kanadier Raonic in drei Sätzen gescheitert.

Eine schmerzhafte Ohrfeige für den einstmals so ruhmreichen deutschen Tennissport. In unserem Bericht vom vergangenen Donnerstag hatten wir noch die leise Hoffnung, dass wir doch noch den einen oder anderen Pfeil im Köcher hätten, doch leider sind auch diese Pfeile stumpf geblieben. Wie gehts weiter? Sicherlich keine einfache Frage. Und woran liegt es? Sind die deutschen Spieler einfach nicht gut genug? Dagegen sprechen jedoch immer mal wieder gute Resultate bei großen Turnieren, gerade bei den Damen. Das Potenzial und die Qualität können demnach nicht vollends bei Null liegen. Oder haben sie doch andere Dinge im Kopf? Ein mögichst perfekter Auftritt in den sozialen Netzwerken (gut, andere machen das auch, bringen aber trotzdem ihre Leistung auf den Platz), Partys, das süße Jet-Set-Leben, fragwürdige Lebenspartner? Jedenfalls ist es offensichtlich, dass in den entscheidenden Momente, immer etwas fehlt. Wenn allerdings die entscheidenden Momente schon in der ersten Runde nicht bestanden werden, dann fehlt augenscheinlich etwas Grundsätzliches. Bei den Herren sind wir ja schon längere Zeit daran gewöhnt, dass zumeist - mit wenigen Ausnahmen - schon in der ersten Woche Schluss ist. Dies ist mittlerweile fast schon zur Tradition geworden, allerdings zu einer Tradition, auf die wir sehr gerne verzichten würden. Der letzte deutsche Spieler, der bei den Australian Open das Finale erreichen konnte, war übrigens Rainer Schüttler aus Korbach. Das ist jedoch auch schon 12 Jahre her. Er verlor das Finale 2003 in drei Sätzen gegen André Agassi. Das Tennis-Jahr 2015 hat gerade mal begonnen, und das deutsche Tennis war wieder mal nicht wirklich dabei. Es kann also nur besser werden, also...schaun mer mal!!

Freitag, 23. Januar 2015

Aus in der 3. Runde - FedEx liefert nicht mehr

Das war ihm zuletzt 2001 passiert. Roger Federer musste bereits in der dritten Runde der Australian Open die Segel streichen. Gegen den Italiener Andrea Seppi verlor der Schweizer in vier Sätzen mit 4:6, 6:7, 6:4 und 6:7. Bisher hatte er alle 10 Partien gegen Seppi gewonnen und dabei nur einen Satz abgegeben.

Der Schweizer fand nie wirklich zu seinem Spiel, da Seppi fast während des gesamten Matches die besseren Antworten hatten. Seit seinem letzten Sieg im Jahre 2010 hatte der Rekord-Grand-Slam-Sieger immer das Halbfinale erreicht. Der 33-jährge Schweizer muss vielleicht so langsam erkennen, dass seine großartige Karriere so langsam ausklingt. Die Siege fallen nicht mehr so leicht wie früher. Aber Roger Federer hat uns oft eines Besseren belehrt. Die Saison ist noch jung, viele Möglichkeiten liegen noch vor ihm. Und etwas beweisen muss er ohnehin nicht mehr. Wir sind gespannt und drücken ihm die Daumen, denn kaum jemand im aktuellen Tennis-Circle spielt mit so einer Eleganz wie der 17-malige Grand-Slam-Champion.

Seine bisherigen Grand-Slam-Erfolge:

Australian Open (4x): 2004, 2006, 2007 und 2010
French Open (1x)      2009
Wimbledon (7x)         2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2009 und 2012
US Open (5x)            2004, 2005, 2006, 2007, 2008

Insgesamt hat er aktuell 83 Einzeltitel errungen. Mit dem Wimbledon-Sieg im Jahre 2009 überholte er den damaligen Rekordhalter Pete Sampras, der 14 Grand-Slam-Titel gewinnen konnte. Er war in den Jahren 2004-2007 am Ende der Saison jeweils Weltranglisten-Erster und dann ein weiteres Mal 2009. Eine beeindruckende Bilanz.




Donnerstag, 22. Januar 2015

B. Becker hält die deutsche Fahne in Australien hoch

Nomen est omen. Bei den Australian Open in Melbourne steht Benjamin Becker als letzter deutscher Tennisspieler bei den Herren in der dritten Runde. Nach hartem Kampf und einer beeindruckenden Aufholjagd gegen den australischen Publikumsliebling Lleyton Hewitt setzte sich der Weltranglisten-41. am Ende in fünf Sätzen durch. Beim 2:6. 1:6, 6:3, 6:4 und 6:2 holte er zum ersten Mal in seiner Karriere einen 0:2-Satzrückstand auf. Im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale trifft der 33-jährige aus Merzig am kommenden Samstag nun entweder auf den Kanadier Milos Raonic (Nr. 8) oder auf Donald Young, USA.

Also hat wieder mal ein B. Becker in Australien auf sich aufmerksam gemacht. Ja, das waren noch Zeiten, als der B. Becker aus Leimen und jetziger Trainer von Branchenprimus Novak Djokovic die deutschen Tennisherzen Down-Under höher schlagen ließ. 1991 und 1996 gewann er das Turnier, 1991 bedeutete sein 4-Satz-Triumph gegen Ivan Lendl sogar kurzfristig die Nr.1 in der Weltrangliste. 1996 gewann er ebenfalls in 4 Sätzen gegen Michael Chang. Von diesen Zeiten können deutsche Tennisfans seit Jahren nur träumen.

Auch in diesen Jahr platzen die Hoffnungen der deutschen Spielerinnen und Spieler schon wieder frühzeitig. Besonders enttäuschend ist das Abschneiden der Damen. Das Top-Trio Petkovic, Kerber und Lisicki schon in der ersten Runde draußen. Das hat es seit acht Jahren nicht mehr gegeben. Eine neue Steffi wird wohl so schnell wirklich nicht mehr am deutschen Tennis-Horizont auftauchen.  Sie war die letzte deutsche Spielerin, die 1994 das Grand Slam Turnier auf dem 5. Kontinent gewinnen konnte. Also auch schon 21 Jahre her. Was läuft schon so viele Jahre schief im deutschen Tennis? Es kommt hin mal wieder mal vor, dass bei großen Turnieren ein Halbfinale erreicht wird, vielleicht auch mal ein Finale. Das sind aber leider nur Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Die Konstanz, für die Steffi im Besonderen stand, fehlt seit Jahren.

Drücken wir dem aktuellen B. Becker also die Daumen. Bei den Ladies geht eventuell ein neuer Stern am deutschen Tennis-Himmel auf. Carina Witthöft, 19 Jahre alt aus Wentorf bei Hamburg, hat in beindruckender Manier die dritte Runde erreicht und das ohne Satzverlust. Ihre Siege gegen die an Nummer 17 gesetzte Carla Suárez Navarro aus Spanien und die US-Amerikanerin Christina McHale waren so nicht zu erwarten. Gewinnt sie nun auch gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu muss sie ihr Hotelzimmer verlängern. Die eigentliche Buchung läuft am Samstag defacto aus. Mit diesem Erfolg hatte sie offensichtlich sogar selbst nicht gerechnet. Hoffen wir also, dass sie sich, was das betrifft, aber besonders in Blickrichtung Turnierverlauf weiterhin upgraden kann. Dem deutschen Tennissport würde ein neues Gesicht sicherlich mal gut tun. Aber, seien wir vorsichtig mit zu früher Euphorie und warten wir´s ab!

Good day and we keep our fingers crossed!!


Dienstag, 20. Januar 2015


Udo Lattek - Eine Trainerlegende wird 80

Am 16.01.2015 feierte Udo Lattek seinen 80. Geburtstag. Ein besonderer Geburtstag einer besonderen Persönlichkeit.

Als er 1965 mit 30 Jahren zum DFB ging, ahnte der Sport- und studierte Mathematik-und Physik-Lehrer sicherlich nicht, dass er mal der erfolgreichste deutsche Trainer werden würde. Damals kümmerte er sich noch um die Jugendnationalmannschaft und fuhr im Trainerstab als Co-Trainer von Helmut Schön mit zur WM 1966 nach England.

Fünf Jahre später, 1970 wechselte er auf Empfehlung eines gewissen Franz Beckenbauers zum FC Bayern München und löste im März den dort in die Kritik geratenen Branko Zebec ab. Lattek galt zunächst als umstritten, da er bis dato noch über keinerlei Erfahrung als Vereinstrainer verfügte. Er führte den FCB hinter Borussia Mönchengladbach in seiner ersten Profi-Saison jedoch direkt zum Vize-Meister. Neben Franz Beckenbauer standen seinerzeit mit Sepp Maier, Georg Schwarzenbeck und dem "Bomber der Nation", Gerd Müller noch drei weitere Nationalspieler in den Reihen der Bayern. Udo Lattek holte mit Paul Breitner, Uli Hoeneß und Rainer Zobel noch drei Spieler aus der Jugendnationalmannschaft dazu, die später, besonders Breitner und Hoeneß, noch für viel Furore sorgen sollten. 1971 errang er mit dem DFB-Pokalsieg seinen ersten Titel. Udo Lattek galt als ausgefuchster Taktiker, der das offene Wort im Umgang mit seinen Spielern schätzte.
1972 - 1974 holte der mit dem Club drei Meisterschaften in Folge. Gekrönt wurde seine erste Trainerzeit beim heutigen Rekordmeister mit dem ersten Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1974. Dies gelang dem FCB als erste deutsche Mannschaft. Im Wiederholungsspiel wurde Atlético Madrid mit 4:0 geschlagen, nachdem das erste Spiel nach einem Last-Minute-Treffer von Katsche Schwarzenbeck noch 1:1 geendet hatte. Im selben Jahr wurde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit sechs Bayern-Spielern im eigenen Land Weltmeister. In der Folge-Saison jedoch fand die Mannschaft nicht zur gewohnten Form und blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Konsequenz war, dass Udo Lattek nach einem Disput mit Präsident Neudecker im Januar 1975 den Verein verlassen musste.

Eigentlich hatte Udo Lattek bei Rot-Weiß Essen schon unterschrieben, ging aber dennoch zu Borussia Mönchengladbach. Er verglich beide Vereine und gab dem "Mercedes" Borussia Mönchengladbach den Vorzug gegenüber dem "Fahrrad" Rot Weiß Essen. Er übernahm eine sehr erfolgreiche Mannschaft von Meistertrainer Hennes Weisweiler, u.a. mit Jupp Heynckes, Berti Vogts und Rainer Bonhof, legte den Wert aber verstärkt auf die Defensive im Gegensatz zu dem Offensiv-Hurra-Stil seines Vorgängers. 

Offensichtlich nicht die falsche Entscheidung, denn er gewann mit der Mannschaft die Meistertitel in den Jahren 1976 und 1977.  Im selben Jahr errreichte man auch das Finale im Europa-Cup der Landesmeister, musste sich aber dort dem englischen Meister FC Liverpool mit 1:3 geschlagen geben. Zwei Jahre später, 1979, gelang dann aber doch der Sieg in einem Europapokal. Gegen Roter Stern Belgrad gewann Gladbach mit dem Uefa-Cup seinen zweiten internationalen Titel. Nach Ende der Saison verließ Udo Lattek dann den Bökelberg und übergab die Amtsgeschäfte an Jupp Heynckes, der zwischenzeitlich seine Spielerkarriere beendet hatte.

Udo Lattek wechselte zur anderen Borussia nach Dortmund. Dort allerdings verbrachte er zwei Jahre im Niemandsland der Tabelle ohne nennenswerte Erfolge. Überschattet wurde seine dritte Trainerstations im Vereinsfußball jedoch von dem tragischen Schicksal seines Sohnes Dirk, der 1981 nach schwerer Krankheit an Leukämie verstarb. Udo Lattek bat Vereinspräsident Reinhard Rauball um die Auflösung seines Vertrags und ging nach Spanien zum ruhmreichen FC Barcelona. Dem zweiten FCB seiner Karriere.

Er brauchte eine neue Herausforderung und ein neues Umfeld, um sich von dem schweren Schicksalsschlag ablenken zu können. In nur drei Monaten erlernte er Spanisch und hielt die erste Trainingsansprache direkt in der neuen Sprache. 1982 errang er mit dem Triumph im Europa-Pokal der Pokalsieger seinen einzigen Titel dort. Die Mannschaft um Bernd Schuster und Lattek´s altem Bekannten Allan Simonsen war nur so gespickt mit Weltklasse-Spielern und 1982 kam dann der wohl beste Spieler seinerzeit, Diego Maradona, noch dazu.


Mit ihm hatte er ein von Anfang an ein schwieriges Verhältnis, das ihm, laut seiner Einschätzung 1983 dann auch den Job kostete. Lattek hatte den Mannschaftsbus ohne den verspäteten Argentienier fahren lassen. Wahrscheinlich war das für Maradona eine Art Majestäts-Beleidigung, über er sich vermutlich beim Präsidenten beschwerte. Folge, die Demission des Trainers. Sein Nachfolger wurde der Weltmeistertrainer von 1978 César Luis Menotti.

1983 kehrte er dann zum FC Bayern München zurück. Uli Hoeneß, jetzt Manager im Verein, holte seinen alten Trainer zurück. Auch in seiner zweiten Amtszeit blieben die Erfolge nicht aus. 1985 - 1987 holte Lattek den Titel-Hattrick. 1984 und 1986 zudem den DFB-Pokal. 1986 war es überdies das Double aus Meisterschaft und Pokal. Legendär in diesem Jahr das spannende Duell mit Werder Bremen und seinem "besonderen Spezi" Otto Rehhagel. Letztendlich sollte ein verschossener Elfmeter von Michael Kutzop im vorletzten Saisonspiel im Bremer Weserstadion gegen Jean-Marie Pfaff  und den Pfosten des Müchner Tores die Entscheidung zugunsten der Bayern bringen. 1987 musste er sich im Endspiel des Europapokals der Landesmeister in Wien dem FC Porto unglücklich mit 1:2 geschlagen geben. Im selben Jahr trat er dann als Trainer zurück und machte erneut, wie in Gladbach, Jupp Heynckes auf der Trainerband Platz.

1987 wechselte Udo Lattek die Fronten und wurde Sportdirektor beim 1. FC Köln, da er entschieden hatte, sich aus dem Trainer-Geschäft zurückziehen zu wollen. In Erinnerung bleibt sein blauer Pullover, den er solange der FC nicht verlor, trug. 
 
1991 kehrte er für ein Spiel, ausgerechnet gegen seine alte Liebe, FC Bayern, auf die Trainerbank zurück und holte ein 1:1. Die vier Jahre in Köln sollten ohne Titel bleiben. 1989 war man am nächsten dran, doch unter Trainer Christoph Daum ging das entscheidende Spiel gegen den FC Bayern München im heimischen Müngersdorfer Stadion mit 1:3 verloren. Der FCB ließ sich daraufhin die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.

1992/1993 arbeitete Udo Lattek dann doch noch mal als Trainer. 6 Monate betreute er den FC Schalke 04 bis er vom Präsidenten, besser bekannt als "Sonnenkönig" Günter Eichberg entlassen wurde. Udo Lattek erklärte daraufhin seinen Rückzug aus dem aktiven Geschäft.

Von 1995 an arbeitete Udo Lattek dann als Experte im Fußball-Talk des damaligen DSF (heute Sport1) und analysierte messerschaf die aktuelle Situation in der Fußball-Bundesliga. Er erreichte schnell Kultstatus durch seine klare und konsequente Art und Weise. Legendär sein Zwist mit seinem "Ziehsohn" Uli Hoeneß. 2011 wurde er nach 16 Jahren und über über 780 Sendungen feierlich verabschiedet.
 
Unterbrochen wurde seine Zeit als Experte beim Doppelpass 2000, als er das Traineramt bei Borussia Dortmund übernahm. 5 Spieltage vor Schluss betreute er zusammen mit Matthias Sammer die Mannschaft und konnte den drohenden Abstieg noch abwenden. Durch ein 3:0 gegen Hertha BSC am letzten Spieltag erhielt der Club die Erstklassigkeit und Udo Lattek wurde von 75.000 Zuschauern im Westfalenstadion begeistert gefeiert. Matthias Sammer übernahm dann die Trainerposition und sollte den BVB nur zwei Jahre später zur Meisterschaft fürhren.

Udo Lattek gewann 8 deutsche Meistertitel, 3x den DFB-Pokal, und alle drei europäischen Pokale. Mit insgesamt 14 Titeln ist er bis heute der erfolgreichste deutsche Trainer. Zudem wurde er als Co-Trainer von Helmut Schön 1966 Vize-Weltmeister in England.

Udo Lattek erlitt 2010 einen Schlaganfall, kam aber aufgrund des schnellen Eingreifens seiner Frau zunächst wieder auf die Beine. Seit 2013 leidet er an Parkinson und schleichender Altersdemenz. Er lebt inzwischen in einem Pflegeheim in Köln.

Wir von moSports verneigen uns vor einer großen Persönlichkeit des Sports, aber auch des Lebens!