Dienstag, 20. Januar 2015


Udo Lattek - Eine Trainerlegende wird 80

Am 16.01.2015 feierte Udo Lattek seinen 80. Geburtstag. Ein besonderer Geburtstag einer besonderen Persönlichkeit.

Als er 1965 mit 30 Jahren zum DFB ging, ahnte der Sport- und studierte Mathematik-und Physik-Lehrer sicherlich nicht, dass er mal der erfolgreichste deutsche Trainer werden würde. Damals kümmerte er sich noch um die Jugendnationalmannschaft und fuhr im Trainerstab als Co-Trainer von Helmut Schön mit zur WM 1966 nach England.

Fünf Jahre später, 1970 wechselte er auf Empfehlung eines gewissen Franz Beckenbauers zum FC Bayern München und löste im März den dort in die Kritik geratenen Branko Zebec ab. Lattek galt zunächst als umstritten, da er bis dato noch über keinerlei Erfahrung als Vereinstrainer verfügte. Er führte den FCB hinter Borussia Mönchengladbach in seiner ersten Profi-Saison jedoch direkt zum Vize-Meister. Neben Franz Beckenbauer standen seinerzeit mit Sepp Maier, Georg Schwarzenbeck und dem "Bomber der Nation", Gerd Müller noch drei weitere Nationalspieler in den Reihen der Bayern. Udo Lattek holte mit Paul Breitner, Uli Hoeneß und Rainer Zobel noch drei Spieler aus der Jugendnationalmannschaft dazu, die später, besonders Breitner und Hoeneß, noch für viel Furore sorgen sollten. 1971 errang er mit dem DFB-Pokalsieg seinen ersten Titel. Udo Lattek galt als ausgefuchster Taktiker, der das offene Wort im Umgang mit seinen Spielern schätzte.
1972 - 1974 holte der mit dem Club drei Meisterschaften in Folge. Gekrönt wurde seine erste Trainerzeit beim heutigen Rekordmeister mit dem ersten Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1974. Dies gelang dem FCB als erste deutsche Mannschaft. Im Wiederholungsspiel wurde Atlético Madrid mit 4:0 geschlagen, nachdem das erste Spiel nach einem Last-Minute-Treffer von Katsche Schwarzenbeck noch 1:1 geendet hatte. Im selben Jahr wurde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit sechs Bayern-Spielern im eigenen Land Weltmeister. In der Folge-Saison jedoch fand die Mannschaft nicht zur gewohnten Form und blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Konsequenz war, dass Udo Lattek nach einem Disput mit Präsident Neudecker im Januar 1975 den Verein verlassen musste.

Eigentlich hatte Udo Lattek bei Rot-Weiß Essen schon unterschrieben, ging aber dennoch zu Borussia Mönchengladbach. Er verglich beide Vereine und gab dem "Mercedes" Borussia Mönchengladbach den Vorzug gegenüber dem "Fahrrad" Rot Weiß Essen. Er übernahm eine sehr erfolgreiche Mannschaft von Meistertrainer Hennes Weisweiler, u.a. mit Jupp Heynckes, Berti Vogts und Rainer Bonhof, legte den Wert aber verstärkt auf die Defensive im Gegensatz zu dem Offensiv-Hurra-Stil seines Vorgängers. 

Offensichtlich nicht die falsche Entscheidung, denn er gewann mit der Mannschaft die Meistertitel in den Jahren 1976 und 1977.  Im selben Jahr errreichte man auch das Finale im Europa-Cup der Landesmeister, musste sich aber dort dem englischen Meister FC Liverpool mit 1:3 geschlagen geben. Zwei Jahre später, 1979, gelang dann aber doch der Sieg in einem Europapokal. Gegen Roter Stern Belgrad gewann Gladbach mit dem Uefa-Cup seinen zweiten internationalen Titel. Nach Ende der Saison verließ Udo Lattek dann den Bökelberg und übergab die Amtsgeschäfte an Jupp Heynckes, der zwischenzeitlich seine Spielerkarriere beendet hatte.

Udo Lattek wechselte zur anderen Borussia nach Dortmund. Dort allerdings verbrachte er zwei Jahre im Niemandsland der Tabelle ohne nennenswerte Erfolge. Überschattet wurde seine dritte Trainerstations im Vereinsfußball jedoch von dem tragischen Schicksal seines Sohnes Dirk, der 1981 nach schwerer Krankheit an Leukämie verstarb. Udo Lattek bat Vereinspräsident Reinhard Rauball um die Auflösung seines Vertrags und ging nach Spanien zum ruhmreichen FC Barcelona. Dem zweiten FCB seiner Karriere.

Er brauchte eine neue Herausforderung und ein neues Umfeld, um sich von dem schweren Schicksalsschlag ablenken zu können. In nur drei Monaten erlernte er Spanisch und hielt die erste Trainingsansprache direkt in der neuen Sprache. 1982 errang er mit dem Triumph im Europa-Pokal der Pokalsieger seinen einzigen Titel dort. Die Mannschaft um Bernd Schuster und Lattek´s altem Bekannten Allan Simonsen war nur so gespickt mit Weltklasse-Spielern und 1982 kam dann der wohl beste Spieler seinerzeit, Diego Maradona, noch dazu.


Mit ihm hatte er ein von Anfang an ein schwieriges Verhältnis, das ihm, laut seiner Einschätzung 1983 dann auch den Job kostete. Lattek hatte den Mannschaftsbus ohne den verspäteten Argentienier fahren lassen. Wahrscheinlich war das für Maradona eine Art Majestäts-Beleidigung, über er sich vermutlich beim Präsidenten beschwerte. Folge, die Demission des Trainers. Sein Nachfolger wurde der Weltmeistertrainer von 1978 César Luis Menotti.

1983 kehrte er dann zum FC Bayern München zurück. Uli Hoeneß, jetzt Manager im Verein, holte seinen alten Trainer zurück. Auch in seiner zweiten Amtszeit blieben die Erfolge nicht aus. 1985 - 1987 holte Lattek den Titel-Hattrick. 1984 und 1986 zudem den DFB-Pokal. 1986 war es überdies das Double aus Meisterschaft und Pokal. Legendär in diesem Jahr das spannende Duell mit Werder Bremen und seinem "besonderen Spezi" Otto Rehhagel. Letztendlich sollte ein verschossener Elfmeter von Michael Kutzop im vorletzten Saisonspiel im Bremer Weserstadion gegen Jean-Marie Pfaff  und den Pfosten des Müchner Tores die Entscheidung zugunsten der Bayern bringen. 1987 musste er sich im Endspiel des Europapokals der Landesmeister in Wien dem FC Porto unglücklich mit 1:2 geschlagen geben. Im selben Jahr trat er dann als Trainer zurück und machte erneut, wie in Gladbach, Jupp Heynckes auf der Trainerband Platz.

1987 wechselte Udo Lattek die Fronten und wurde Sportdirektor beim 1. FC Köln, da er entschieden hatte, sich aus dem Trainer-Geschäft zurückziehen zu wollen. In Erinnerung bleibt sein blauer Pullover, den er solange der FC nicht verlor, trug. 
 
1991 kehrte er für ein Spiel, ausgerechnet gegen seine alte Liebe, FC Bayern, auf die Trainerbank zurück und holte ein 1:1. Die vier Jahre in Köln sollten ohne Titel bleiben. 1989 war man am nächsten dran, doch unter Trainer Christoph Daum ging das entscheidende Spiel gegen den FC Bayern München im heimischen Müngersdorfer Stadion mit 1:3 verloren. Der FCB ließ sich daraufhin die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.

1992/1993 arbeitete Udo Lattek dann doch noch mal als Trainer. 6 Monate betreute er den FC Schalke 04 bis er vom Präsidenten, besser bekannt als "Sonnenkönig" Günter Eichberg entlassen wurde. Udo Lattek erklärte daraufhin seinen Rückzug aus dem aktiven Geschäft.

Von 1995 an arbeitete Udo Lattek dann als Experte im Fußball-Talk des damaligen DSF (heute Sport1) und analysierte messerschaf die aktuelle Situation in der Fußball-Bundesliga. Er erreichte schnell Kultstatus durch seine klare und konsequente Art und Weise. Legendär sein Zwist mit seinem "Ziehsohn" Uli Hoeneß. 2011 wurde er nach 16 Jahren und über über 780 Sendungen feierlich verabschiedet.
 
Unterbrochen wurde seine Zeit als Experte beim Doppelpass 2000, als er das Traineramt bei Borussia Dortmund übernahm. 5 Spieltage vor Schluss betreute er zusammen mit Matthias Sammer die Mannschaft und konnte den drohenden Abstieg noch abwenden. Durch ein 3:0 gegen Hertha BSC am letzten Spieltag erhielt der Club die Erstklassigkeit und Udo Lattek wurde von 75.000 Zuschauern im Westfalenstadion begeistert gefeiert. Matthias Sammer übernahm dann die Trainerposition und sollte den BVB nur zwei Jahre später zur Meisterschaft fürhren.

Udo Lattek gewann 8 deutsche Meistertitel, 3x den DFB-Pokal, und alle drei europäischen Pokale. Mit insgesamt 14 Titeln ist er bis heute der erfolgreichste deutsche Trainer. Zudem wurde er als Co-Trainer von Helmut Schön 1966 Vize-Weltmeister in England.

Udo Lattek erlitt 2010 einen Schlaganfall, kam aber aufgrund des schnellen Eingreifens seiner Frau zunächst wieder auf die Beine. Seit 2013 leidet er an Parkinson und schleichender Altersdemenz. Er lebt inzwischen in einem Pflegeheim in Köln.

Wir von moSports verneigen uns vor einer großen Persönlichkeit des Sports, aber auch des Lebens!




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